Das Gezerre um das Josef-Areal ist in vollem Gange
Kaum ist das ehemalige Areal der KVA Zürich-West ausgeräumt, melden sich schon die verschiedensten Anrainer und Impulsgeber, um aus der grössten Brache des Quartiers etwas Gutes zu machen. Die Frage ist aber: Was ist gut?
In den vergangenen Jahren wurde das zentral gelegene Areal der ehemaligen Kehrichtverbrennungsanlage Josefstrasse schrittweise zurückgebaut, saniert und planiert – inzwischen ist die Fläche zwischen Hardbrücke, Viaduktstrasse, Josef- und Pfingsweistrasse eine der grössten brach liegenden Freiflächen der Stadt. Was tun mit der grosszügigen Landreserve?
Die Stadt hat ihre Ideen und hat sie verschiedentlich schon präsentiert: Es soll ein Alterszentrum geben, ein Hallenbad und einen Werkhof. 2019 wollte man dies im günstigsten falle zu bauen beginnen. An Dialogveranstaltungen wurde für die Idee geworben. Doch deren Umsetzung wird länger dauern, das zeichnet sich bereits ab.
Denn die Nachbarschaft ist nicht begeistert. Ein Alterszentrum in Zürich-West? Zwar ist das Industriequartier tatsächlich etwas in die Jahre gekommen und die Pioniere von einst inzwischen AHV-Berechtigt, doch: ausgewachsene Geriatrie gehört nun doch nicht hierher, finden sie. Ebensowenig wie der Werkhof mit seinen orangefarbenen Männchen, Putzmaschinen, LKWs und Mulden. Ein Hallenbad hat zwar sicher einen exotischen Reiz, aber: Gäbe es nicht noch wichtigeres, das dieses Quartier bräuchte?
Zu alledem ist inzwischen bereits ein unübersichtliches Gezerre entstanden. Die einen haben die Initiative "Josef will leben" lanciert, die fordert, dass das Areal lebendiger genutzt werden soll, die anderen fordern eine dringende Umzonung, damit dringend benötigter Wohnraum in der entsprechenden Dichte realisiert werden kann. Es gibt Fokusgruppen, Initiativen, Workshops, Arbeitskreise und politische Vorstösse ... alle wollen etwas – meistens einfach anders als das, was die Stadt dort umsetzen möchte.
Die Nachbarn der längsten Baustelle im Westen schauen derweil verwundert zu, wie das eine oder andere dennoch einfach so entsteht: Ein Kletterzentrum in der Wäscherei, demnächst vielleicht ein provisorischer Park. Sowie langsam, aber gaaanz langsam, das schicke neue Hauptgebäude der Fernwärme mit dem Kamin, das noch an die früheren Zeiten erinnert. Der sanierte Kamin schillert derweil schon wie ein post-industrielles Monument in den Himmel des Quartiers.
Wie geht's konkret weiter? Das wagt derzeit niemand zu sagen. Überall werden Strippen gezogen, hinter den Kulissen wird lobbyiert für diese oder jene Idee. Mit zweifelhaften Erfolgsaussichten. Eine Umzonung dürfte lange dauern und viel politischen Widerstand erzeugen. Also wartet man einfach mal zu. Und wartet. Die Stadt hat einen langen Atem. Und sie kann warten, bis sich die Gemüter beruhigen. Vielleicht 2025? Order später? Nicht so wichtig. Früher oder später – eher letzteres! – wird etwas draus.
Für die Weiterentwicklung des Josef-Areals betreibt die Stadt Zürich eine eigene Seite, siehe HIER.